Walter Grassl: Fabel vom Kabeljau

Zum Schwimmen gibt es jederzeit
im Meer reichlich Gelegenheit.
Der Kabeljau, ganz ehrlich, nimmt
das Leben leicht, so lang er schwimmt.

Sein Leb´n, ´s ist angenehm, bloß,
doch leider nicht problemlos.
Denn im Meer, da schwimmt auch viel,
das da keiner haben will.

Nachts schwamm Familie Kabeljau,
der Mann voran, dahinter d´ Frau,
durch ein Schiffswrack, das im Meer is´,
wer weiß, wo das schon wieder her is´.

Auf einmal merkt der Kabeljaumann,
es geht nicht mehr so recht voran.
Es schlang sich um den Speck am Nabel
ein rostiges Elektrokabel.

Schon ruft die Frau vom Kabeljau,
hab ich nicht g´sagt, ein Kabel, schau?!
Pass auf, wenn Kabel ´nen Nabel kraulen,
das endet leicht im Kabeljaulen.

Er meinte „halt Dich z´rück, „Frau …
was bringt uns denn die Rückschau?!“
Sei froh, mich könntest glatt vergessen,
wär´ da noch der Strom drauf g´wesen.

Doch gottlob ist sei´ Schwanzflosse,
normalerweis´ ´ne ganz große,
er hat sich von der Pein befreit,
es dauerte halt einige Zeit.

Was lehrt uns nun die Nabelschau,
vom leichtsinnigen Kabeljau?
Er zeigt uns klar, der Kabeljau,
bei Nacht sind alle Kabel grau.

März 2018